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Von der Idee zur Umsetzung

„Burgjoß weg vom Öl!“

„Burgjoß weg vom Öl!“,
so hieß der Slogan als sich 2005 15 Burgjoßer in einer Gaststätte trafen und die gleichnamige Initiative gründeten. Diese 15 Burgjoßer haben sich vorgenommen, dem Dorf mit seinen 700 Einwohnern, sowie ihren Familien eine zukunftsweisende, ökologische, sichere und bezahlbare Wärme zu liefern.
Der Initiative zugehörig waren von Anfang an Bürgermeister Rainer Schreiber, der nun in unserer Genossenschaft Aufsichtsratsvorsitzender ist, sein Bruder Karl Schreiber, der als Stellvertretender Vorstandsvorsitzender fungiert, sowie der Initiator der Idee, Friseurmeister Klaus Kleespies, nun Vorstandsvorsitzender der Genossenschaft.

Animiert wurden diese Burgjoßer einige Wochen vorher durch einen Vortrag über diese Art der Wärmeerzeugung des Dipl. Ing. Christian Seeger, den unser damaliger Bürgermeister Robert Ruppel bei einem Vortrag für den Waldbesitzerverband kennen gelernt hatte.
Auch warb Karl Wilfried Seif, damaliger Staatssekretär im Ministerium für Umwelt, ländlicher Raum und Verbraucherschutz, bei der Übergabe des Anerkennungsbescheids zur Dorferneuerung am 15. April 2005 für solche Anlagen.

Diese Burgjoßer Einwohner wollten „Weg vom Öl“, hin zum heimischen Spessartholz, das zu Hackschnitzel geschreddert wird und als Brennstoff und Wärmelieferer dienen soll.
Der Spessart ist das größte zusammenhängende Waldgebiet Deutschlands.
Wir haben den Wald direkt vor unserer Haustür und würden den Brennstoff aus unmittelbarer Nähe, von Hessenforst, dem ortsansässigen Forstamt, beschaffen können. Das Forstamt Jossgrund bewirtschaftet rund 19.750 ha an Waldfläche.
Der Holzeinschlag des Forstamtes umfasst jährlich rund 130.000 fm.
Der Genossenschaft genügen hiervon 1,5% bis 2,0% als Waldrestholz. Landschaftspflegeholz der Gemeinde Jossgrund sowie von Privatpersonen steht zusätzlich zur Verfügung.

Wir dachten, wenn nicht hier,
wo denn dann?

In sogenannten Holzhackschnitzel-Stammtischen wurde die Bevölkerung informiert und animiert.
Gleichzeitig suchten wir Kontakte zu Politik und Presse. Auch hier stießen wir auf breite Zustimmung bis hin zu großer Begeisterung.
Auch der Hessische Rundfunk, sowie das Hessische Regional Fernsehen berichteten von unserem Vorhaben.

Wir beschlossen, schon in Betrieb gegangene ähnliche Anlagen zu besuchen. Hier haben wir genaueste Vorstellungen für unsere Anlage sammeln können.

Im Zuge der Dorferneuerung haben wir von Hessen Energie eine Vorfeldberatung erhalten. Bei den damals 70 interessierten Teilnehmern brachte diese Beratung folgendes Ergebnis:
„Ökologisch sinnvoll – jedoch wirtschaftlich grenzwertig!“
Uns wurde empfohlen, mehr Wärmeabnehmer zu werben, sowie eine Konzeptstudie erstellen zu lassen.
Wir leisteten also noch intensiver mit Holzhackschnitzelstammtischen und Rundschreiben Überzeugungsarbeit.
Auch Hausbesuche bei unschlüssigen Mitbürgern waren notwendig.
Mit Zuschüssen aus Mitteln der Dorferneuerung konnten wir im November 2006 eine Konzeptstudie von Seeger Engineering erstellen lassen. Diese diente als Grundlage unseres Projekts.
Als Planer unserer Anlage konnten wir die Firma SynEnergie GmbH aus Fulda gewinnen.

Nun zu unserem Konzept:
Wir entschieden, eine Anlage zu bauen, in die das gesamte Dorf eingebunden werden kann.
Ganz Burgjoß sollte durch die Fernwärmeversorgung erschlossen werden können. Getreu dem Motto:

„Von Bürgern für Bürger!“

Um jedem die Chance zu geben, den eigenen Lebensraum aktiv mit zu gestalten, wurde, die sich hierfür besonders eignende Genossenschaft gegründet.
Diese wurde dann am 21. Juni 2007 von 76 Bürgerinnen und Bürgern ins Leben gerufen und trägt den Namen:

„Bioenergiedorf Burgjoß im Spessart e. G.“


Vorstand- und Aufsichtsrat bei der Gründungsversammlung
v.l.: Paul Müller, Rolf Büttner, Peter Hohmann, Erhard Schubert, Bürgermeister Rainer Schreiber, Georg Bacher, Ludwin Müller, Hermann Walz, Klaus Kleespies, Horst Eich, Faxe Müller, Georg Walz, Hans-Jürgen Bachmann, Karl Schreiber

Unser Unternehmenskonzept ging von 110 bis 150 Wärmekunden aus.
Wir können nun mit Stolz berichten, dass 146 von möglichen 180 Hausbesitzern bei uns Wärmekunden sind, dies sind 82% der Burgjoßer Einwohner.
Diese Wärmeabnehmer haben ihre Ölheizungen still gelegt und sparen somit ca. 400.000 Liter Heizöl im Jahr.
Dies ist ein Beitrag zum Umweltschutz und reduziert die CO2 Emissionen um ca. 1.200 Tonnen jährlich.
Jedes Genossenschaftsmitglied zahlt einen Mitgliedsbeitrag von 2.250,00 €.
Dieser ist gleichzeitig die Anschlussgebühr an das Fernwärmenetz inklusive Wärmeübergabestation.
Durch diese niedrige Anschlussgebühr ist es auch Mitgliedern mit niedrigem Einkommen oder kinderreichen Familien möglich, sich an das Fernwärmenetz anschließen zu lassen.
Unsere Ausrichtung zur Energieversorgung ist nicht nur eine ökonomische und ökologische, sondern auch eine soziale Einrichtung.

Des Weiteren werden wir die ländliche Wirtschaftsstruktur der Land- und Forstwirtschaftlichen Betriebe fördern und stärken. Damit können wir dauerhaft die Wertschöpfung in die heimische Region holen.

Wir werden den Fremdenverkehr stärken, da dieses Projekt unseren Spessart als Erholungsgebiet noch besser zur Geltung bringen und die Reinhaltung der Luft noch erheblich verbessern wird.

Zum Projekt:
Die Investitionssumme betrug etwa 3,2 Millionen Euro.
Gefördert wurde die Biomassefeuerungsanlage, sowie das Fernwärmenetz durch den Main Kinzig Kreis, das Land Hessen, aus Mitteln der EU, sowie von der KfW-Bank.

Die Genossenschaftsmitglieder haben beim Bau des Heizhauses und des Fernwärmenetzes Eigenleistungen im Wert von über 200.000 € erbracht.
Wir haben ein Heizhaus und eine Lagerhalle für Holzhackschnitzel gebaut.
Im Heizhaus ist ein 850 kW Holzhackschnitzel-Ofen installiert, sowie ein mit Heizöl betriebener Spitzenlastkessel, der auch als Redundanz dient.
Ein 40 m³ Pufferspeicher ist installiert, um damit Spitzenabnahmen schnell und effizient abdecken zu können.
Am 03. Oktober 2010 konnte unsere Holzhackschnitzel-Heizanlage und das Fernwärmenetz feierlich eingeweiht und offiziell in Betrieb genommen werden.

Feierliche Inbetriebnahme der Anlage
v.l.: Bürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzender Rainer Schreiber,
Landrat Erich Pipa, stell. Aufsichtsratsvorsitzender Horst Eich,
stell. Vorstandsvorsitzender Karl Schreiber, Vorstandsvorsitzender Klaus Kleespies,
1. Beigeordneter des MKK Günter Frenz


Pfarrer Béla Horváth bei der Segnung der Anlage mit den Messdienern Paula Müller und Fabian Schreiber

Die verschiedenen Möglichkeiten ein BHKW, Solarthermie oder Wasserkraft einzusetzen wurde geprüft. Diese Varianten sind jedoch zur Strom und Wärmeerzeugung zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht umsetzbar.
Im Oktober 2011 konnte auf dem Dach des Heizhauses und der Lagerhalle eine 39,9 kW Photovoltaikanlage in Betrieb genommen werden.

Wir haben ein Fernwärmenetz von 4.418 Meter an Hauptleitungen, sowie
3.262 Meter an Hausanschlüssen verlegt.
Aus ökologischen Gründen wurde ein Rohrsystem gewählt, welches mit bester Dämmung, einem mit Alufolie geschützten Polyschaum, ausgestattet ist. 

Wir werden der demographischen Entwicklung entgegenwirken, die Landflucht zu verhindern versuchen, sowie Neubürger nach Burgjoß holen.


Bioenergiedorf Burgjoß im Spessart eG
„Bei uns bewegt sich was !“